Der Verein Schaufenster der Kunst Weyer präsentiert:
ZWISCHEN FLUSS UND FORM
Text: Mag. Elizabeth Spiekermann und Mag. Christian Friesenegger
Sprecherin: Magdalena Pötsch
Ausstellungsdauer: 26.11.2025 – 25.01.2026
Eröffnung: Di, 25.11.2025 um 19:00 Marktplatz 12, Weyer.
Eröffnungsrede: Christian Friesenegger, Galerist | Unternehmer | Kulturvermittler.
Koderation Kurator:innen- und Künstler:innengespräch: Ina Reuter | Stadtgalerie Waidhofen
Das Kuratorenduo Ines Frieda Försterling und Kylian Kaos Keimel vom Wiener Kunst- und Kulturraum VINZENZ zeigen künstlerische Positionen, die den Ort Weyer als Konstante im Wandel begreifen lassen. So entsteht eine vielstimmige, dichte Erzählung, die Veränderung und Beständigkeit miteinander in Beziehung setzt. Zu sehen sind die in Wien und international tätigen Künstler:innen Theresa Ulrike Cellnigg, Ines Frieda Försterling, Bettina Willnauer, Simon Goritschnig, Julia Szczerbowska, Luise Knecht, Lisa Strasser,Barbara Tunkowitsch, Medea Breier und Juan Malte Haußen.
Artist Statement
Meine fortlaufende Serie Alles immer das Gleiche (seit 2024) begann mit zwei
Ölgemälden, die im selben Jahr entstanden, in denen das Bild des Hauses als
Hintergrund für eine Reflexion über Repräsentation und Macht dient: Wer darf sich auf welche Weise zeigen? Und wie verwandelt sich Selbstsicherheit in Aggression, wenn sie hinterfragt wird? Durch diese Serie begann ich, tiefer in diese Fragen einzutauchen. Ich entwickelte für mich eine neue Bildsprache durch Wiederholung, eine Sprache, die sich über kontinuierliches Hinterfragen entfaltet: Vielleicht, aber...? Jedes Bild eröffnet eine weitere Ebene der Auseinandersetzung und führt mich tiefer in den Prozess. Das Haus rückte in den Vordergrund und wachte nun über die Szenen, in denen diese neue Fragestellung ausgehandelt wird. Was als Reflexion über Macht und Dominanz begann, führte mich allmählich zu etwas, das schon immer vorhanden war, jedoch subtiler – zu dem, was ich nun den Umgang mit dem Abgrund nenne. Dieser Umgang mit dem Abgrund ist nicht dramatisch gemeint, sondern als Tatsache, als etwas, das einfach mit uns existiert. Es ist vielleicht das Gefühl, am Rand eines Brunnens zu stehen und den Boden nicht zu sehen. Oder nachts mit einer Taschenlampe in den Wald zu leuchten und zu erkennen, wie wenig sie tatsächlich erhellt. Dieses Gefühl empfinde ich weder
als Faszination noch als Angst; vielleicht ist es wesentlicher, oder grundlegender als das. Es ist einfach da, wie eine Lücke in unseren Erklärungen, ein Systemfehler in den Sicherheiten, die wir uns geschaffen haben, oder vielleicht existiert e gerade deshalb.

Julia Szczerbowska
Artist Statement
Sie arbeitet hauptsächlich mit Malerei, Schreiben und Skulptur. Ihre künstlerische Praxis konzentriert sich auf Themen wie Klimadepression und Hydrofeminismus, die sie durch eine reiche Symbolik untersucht, die in kulturellen und oft religiösen Traditionen verwurzelt ist. Durch ihre visuelle Sprache erforscht sie die komplexen Verflechtungen zwischen menschlicher Emotion und der natürlichen Welt und taucht dabei in Erotik, Sehnsucht und Verlust ein.

Juan Malte Haußen
Artist Statement
In meinen Arbeiten inszeniere und verkleide ich erdachte Figuren, die meine bühnenhaften, traumähnlichen Szenerien bespielen. Die Kleidung verleiht den androgynen Figuren Identität und Haltung - zugleich wird diese durch die Kontingenz der Kostüme hinterfragt. Sie erscheinen gleichzeitig teilnahmslos und getrieben, begegnen Natur, Ritualen und Tieren.
Geboren in Graz, studierte sie von 2017 bis 2023 in Wien Zeichnung und Druckgrafik und arbeitete als Assistentin in der Lithografie-Werkstätte an der Universität für angewandte Kunst. 2021/22 studierte sie in der Klasse Fine Art/Drawing an der University of the Arts London.
Artist Statement: In ihren Arbeiten spielt der Bezug zu ihrer Heimat eine große Rolle. Ebenso sind Themen wie Erinnerung, Mensch/Tier und Traditionen für sie relevant. Diese Elemente arbeitet sie auf und spielt dabei mit dem Hinterfragen von Gut und Böse, dem Blick des Betrachters sowie dem Blick auf sich selbst und ihre Umgebung. Sie arbeitet zeichnerisch mit Lithografie, Grafit, Pigment und experimentellen Techniken.

Ines Frieda Försterling, geboren 1995, diplomierte 2019 an der University of the Arts London und schloss 2024 am Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien ab.
Försterling betrachtet Kunst als spielerisches Werkzeug für Ausdruck und
Erkenntnisgewinn. Wiederkehrend sind dabei Humor und eine kindliche Ästhetik, Materialwahl. Ihre Arbeiten verstehen sich als Einladung an Betrachter*innen, sich verschiedensten Diskursen auf ungezwungene und neugierige Weise zu nähern.

Medea Breier wurde im Jahr 2000 in Wien als Tochter einer österreichischen Mutter und eines mexikanischen Vaters geboren. Nach dem Abschluss ihres Bachelorstudiums in Soziologie begann sie 2022 ihr Studium in der Klasse für Kunst und Bild/Expansion bei Professor Daniel Richter an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihr soziologischer Hintergrund prägt weiterhin ihre künstlerische Praxis und spiegelt ein
anhaltendes Interesse an gesellschaftlichen und politischen Strukturen wider. Zuletzt nahm sie 2025 an der Gruppenausstellung Grüne Wäsche Wien im Kunsthaus Wien teil.
Artist Statement
Im Zentrum meiner Praxis steht ein eklektischer Prozess des Sammelns und Collagierens von Referenzen – sowohl innerhalb einzelner Gemälde als auch über Werkgruppen hinweg, die gemeinsam gezeigt werden sollen. Jedes Werk entspringt meinem persönlichen Fotoarchiv, das Screenshots, Kinderfotos und aktuelle Aufnahmen umfasst, die intuitiv ausgewählt und manchmal übereinander geschichtet werden. Diese visuellen Fragmente verbinden häufig größere politische und gesellschaftliche Narrative kapitalistischer Ungleichheit mit persönlichen Erfahrungen im imperialen Kern. Für sich genommen erfassen sie flüchtige, intime Momente –Details, die sonst unbemerkt bleiben könnten. In der Zusammenstellung entsteht
daraus ein erweitertes Narrativ, das an ein Tumblr-Moodboard erinnert, in dem Bedeutung durch Gegenüberstellung und Assoziation statt durch Monumentalität entsteht.
Simon Goritschnig wurde 1988 in der Stadt Klagenfurt geboren. Seit 2008 lebt
undarbeitet er in Wien, wo er 2015 das Studium der Zeichnung und Druckgrafik an derUniversität für angewandte Kunst Wien abschloss. Für sein Diplom wurde er mit demErnst-Beranek-Stipendium ausgezeichnet, 2018 erhielt er von der Stadt Klagenfurtdas Auslandsstipendium für Paris. 2024 erhielt er das Jahresstipendium für BildendeKunst des Landes Kärnten. Seit 2023 unterrichtet er Zeichnung, Comics und digitaleMedien an der Universität für angewandte Kunst Wien. Seine Arbeiten wurden inÖsterreich, Portugal, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Polen und China ausgestellt.
Artist Statement
Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Mensch, Natur, Spiritualität undTechnologie. Dazu experimentiere ich mit der Verbindung einfacher Werkstoffe, wieBeton und Holz sowie 3D-Druck und Computerspielen.Gedankenexperimente und Zukunftsvisionen spielen eine große Rolle in meinerArbeit. Dabei fasziniert mich die Berührung mit dem Unheimlichen, das Staunenüber Unverständliches. In mehrteiligen Bilderzyklen verarbeite ich mein Interesse fürBiologie, Mythologie und Science Fiction, und in Ausstellungen wird dieseVorgehensweise durch den skulpturalen Raum erweitert: Es entstehen Situationen,die an archäologische Ausgrabungsstätten
erinnern, in denen Objekte, Zeichnungenund Alltagsfundstücke zu raumgreifenden Installationen verzahnt werden.

Theresa Ulrike Cellnigg geboren 1992 in Linz, lebt und arbeitet in Linz und Wien. Sie studierte an der Kunstuniversität Linz Malerei und Grafik bei Prof. Ursula Hübner. Abgesehen von ihrer selbstständigen Arbeit als Künstlerin hat sie auch den Ausstellungsraum und Kulturverein EDITION: in Linz betrieben (2017-2022), der nun als Künstlerinnen- und Kuratorinnenkollektiv fungiert. Außerdem ist sie Mitglied in der MAERZ Künstler*innenvereinigung in Linz
Artist Statement
In Theresa Ulrike Cellniggs Gemälden geht es um das Darstellen von Gefühlen durch figurative Malerei, die sich teilweise aus persönlichen Erlebnissen, Metaphern, kunsthistorischen Darstellungen und aktuellen Phänomenen zusammensetzt und aus feministischer Perspektive erzählt wird. Dabei beobachtet sie ihre Umgebung und verbindet die Außen- mit ihrer Innenwelt. So werden ihre Gemälde ein direkter Kommentar zu dem, was um sie passiert.
Theresa Ulrike Cellnig studierte an der Kunstuniversität Linz Malerei und Grafik. Neben ihrer Arbeit als Künstlerin war sie im Kulturverein EDITION tätig, der nun als Künstlerinnenund Kuratorinnenkollektiv fungiert. Sie ist Mitglied der MAERZ Künstler*innenvereinigung in Linz. In Cellniggs Gemälden geht es um das Darstellen von Gefühlen durch figurative Malerei, die sich teilweise aus persönlichen Erlebnissen, Metaphern, kunsthistorischen Darstellungen und
aktuellen Phänomenen zusammensetzt und aus feministischer Perspektive erzählt wird. Dabei beobachtet sie ihre Umgebung und verbindet die Außen- mit ihrer Innenwelt. So werden die Gemälde ein direkter Kommentar zu dem, was um sie passiert. Im zweiten Werk Theresa Ulrike Cellnigs, „Verendung 03“, fällt sofort das verletzte, oder schon verendete Reh mit Gips im Vordergrund des Bildes ins Auge, das uns auf einer Blumenwiese begegnet. Es bleibt offen, ob das
Tier noch steht oder schon liegt. Durch dichten, aber kahlen Wald und eine horizontale Linie ist der Vordergrund von einer Hügellandschaft und einer Ansammlung von Gebäuden mit Personen getrennt. Die Farben wirken intensiv und unnatürlich. Es entsteht eine dramatische und energische Stimmung, die
Gedanken zu dem vielfältigen Wechselspiel zwischen Kultur und Natur anregt.

Bettina Willnauer
Bettina Willnauer (*1994 in Linz) arbeitet als Künstlerin in Kopenhagen und Wien. Nach ihrem Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen begann sie, ihre traumartigen Bildwelten zu entwickeln,
in denen Alltagsobjekte, Natur und Mensch aufeinandertreffen. Ihre künstlerische Praxis umfasst verschiedene Medien wie Textil, Malerei und Installation – stets geprägt von kraftvollen Farbkompositionen und einer intuitiven Formensprache. In den letzten Jahren lag ihr Fokus vor allem auf Tapisserien, die mithilfe von Tufting-Guns und PunchNeedles gefertigt werden.
Artist Statement
Bettina Willnauer konzentriert sich in ihrer Praxis auf Tapisserien, die mithilfe von Tufting-Techniken entstehen. Farbe bildet den Ausgangspunkt ihrer Arbeit und prägt den gesamten Gestaltungsprozess. Das körperliche Arbeiten mit Wolle versteht sie als eine Form des Malens, bei der Material, Rhythmus und Intuition zusammenwirken.